Gott im Feuer
Pfingsten steht vor der Tür und damit der krönende Abschluss der Osterzeit – als mutmachender Startschuss für die immer weiterdauernde Verkündigung der Botschaft Jesu.
Eines der bekanntesten Bilder zu Pfingsten ist die Darstellung davon, wie der Heilige Geist in Form von Feuerflammen über die Jünger*innen kommt. Das ist jedoch nicht das einzige Mal, dass sich Gott des Elements Feuers bedient, um zu Menschen zu sprechen, seine Macht zu beweisen, oder um seinem Volk zur Hilfe zu kommen.
Eine sehr beeindruckende Vertonung des Pfingstereignisses ist im Oratorium „The Kingdom of the Lord“ des englischen Komponisten Edward Elgar (1857-1934) zu hören. Im dritten Teil des Oratoriums findet sich die Pfingsterzählung. Grundsätzlich hält Elgar sich dabei an die biblische Geschichte aus Apg 2. Die Jünger*innen sitzen in Jerusalem beisammen, der Heilige Geist kommt über sie und sie beginnen so zu sprechen, dass auch Menschen, die nicht ihre Sprache sprechen, sie verstehen. Elgar schmückt den Text der Apostelgeschichte allerdings etwas aus. Die Jünger*innen wissen schon, worauf sie warten und der Heilige Geist wird mit Zuschreibungen ausgeschmückt, die sich nicht in der Apostelgeschichte finden. Wo kommen diese also her? Jesaja 11 gibt darauf Antwort. Jesaja 11 erzählt von einem jungen Treib, der aus dem Baumstumpf Isais herauswächst und auf dem der Geist des HERRN liegt. Die Apostelgeschichte hat schon Jesus als Messias und somit diesen jungen Trieb gedeutet und somit ist der Geist, der in Jesaja 11 beschrieben wird, auch der Geist, der im Pfingstereignis über die Jünger*innen kommt. Beschrieben wird dieser Geist als „der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN“. Also genau die Zuschreibungen, die Elgar im Oratorium den Jünger*innen in den Mund legt.
The Kingdom, Op. 51: III. Pentecost "And When the Day of Pentecost"
Hallé Choir
Hallé Orchestra
Iain Paterson
Conductor: Mark Elder
Text im Oratorium |
Text in der Einheitsübersetzung 2017 |
Part III Pentecost (In the Upper Room • Solomon’s Porch) Recitative (Tenor) And when the day of Pentecost was fully come, they were all with one accord in one place. The Disciples When the great Lord will, we shall be filled with the Spirit of understanding. Mystic Chorus (Sopranos and Contraltos) The Spirit of the Lord shall rest upon them; the spirit of wisdom and understanding. The spirit of counsel and might, the spirit of knowledge. Come from the four winds, O Spirit! ‘I will pour forth of My Spirit, and they shall prophesy; and I will shew wonders in the heaven above and signs on the earth beneath.’ John Peter and speak as moved by the Holy Spirit. The Disciples When the great Lord will, we shall be filled with the Spirit of understanding. |
Apg 2,1-4 1 Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. 2 Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. 4 Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
Jes 11,2 2 Der Geist des HERRN ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. |
Die erste Stelle in der Bibel, in der Gott im Feuer auftritt, findet sich in Ex 3. Gott beruft den Mose und Mose sieht Gott in einem Dornbusch, der brennt, aber nicht verbrennt. Eine sehr spannende Vertonung dieser Gottesbegegnung im Feuer gibt es von Arnold Schönberg (1874-1951). Er wollte eigentlich eine Kantate mit dem Titel „Moses am brennenden Dornbusch“ komponieren. Schlussendlich entstanden 2 von 3 Akten einer Oper namens „Mose und Aron“. Die Oper beginnt mit der ersten Gottesbegegnung Moses am Dornbusch. Schönberg ging es besonders darum darzustellen, dass Gott nicht abbildbar ist. Das zeigt sich gleich in diesem ersten Bild. Mose ist ein Sänger und als eine Person klar für das Publikum greifbar. Gott wird durch den Chor dargestellt, der aus allen Richtungen klingt und von überall gleichzeitig und doch wieder etwas versetzt zu sprechen scheint. Er ist nicht darstellbar und nicht greifbar.
Bochumer Symphoniker
Conductor: Michael Boder
ChorWerk Ruhr
Moses - Dale Duesing
Text in der Oper |
Text in der Einheitsübersetzung 2017 |
Moses Einziger, ewiger, allgegenwärtiger, unsichtbarer und unvorstellbarer Gott…! Die Stimme aus dem Dornbusch Lege die Schuhe ab: bist weit genug gegangen; du stehst auf heiligem Boden; nun verkünde! Moses Gott meiner Väter, Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der du ihren Gedanken in mir wiedererweckt hast, mein Gott, nötige mich nicht, ihn zu verkünden. Ich bin alt; lass mich in Ruhe meine Schafe weiden...! Die Stimme Du hast die Greuel gesehn, die Wahrheit erkannt: so kannst du nicht anders mehr: Du musst dein Volk daraus befrein! Moses Wer bin ich, mich der Macht der Blindheit entgegenzustellen? Die Stimme Dem einzigen Gott verbunden, mit dir einig: mit Pharao entzweit! Moses Was bezeugt dem Volk meinen Auftrag? Die Stimme Des Einzigen Name! Der Ewige will es befrein, dass es nicht mehr Vergänglichem diene. Moses Niemand wird mir glauben! Die Stimme Vor ihren Ohren wirst du Wunder tun – ihre Augen werden sie anerkennen: von deinem Stab werden sie hören – deine Klugheit bewundern; von deiner Hand – an deine Kraft glauben, vom Wasser des Nil – fühlen, was ihrem Blut befohlen. Moses Meine Zunge ist ungelenk: ich kann denken, aber nicht reden. Die Stimme Wie aus diesem Dornbusch, finster, eh das Licht der Wahrheit auf ihn fiel, so vernimmst du meine Stimme aus jedem Ding. Aron will ich erleuchten, er soll dein Mund sein! Aus ihm soll deine Stimme sprechen, wie aus dir die meine! Und ihr werdet gesegnet sein. Denn das gelobe ich dir: Dieses Volk ist auserwählt vor allen Völkern, das Volk des einzigen Gottes zu sein, dass es ihn erkenne und sich ihm allein ganz widme; dass es alle Prüfungen bestehe, denen – in Jahrtausenden – der Gedanke ausgesetzt ist. Und das verheiße ich dir: Ich will euch dorthin führen, wo ihr mit dem Ewigen einig und allen Völkern ein Vorbild werdet. Und nun gehe! Aron triffst du in der Wüste. Er kommt dir auf deinem Weg entgegen; daran sollst du ihn erkennen. Verkünde! |
Ex 3,4-4,17 4 Als der HERR sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm mitten aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Er sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. 6 Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne sein Leid. 8 Ich bin herabgestiegen, um es der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken. 10 Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! 11 Mose antwortete Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte? 12 Er aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich gesandt und als Zeichen dafür soll dir dienen: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg dienen. 13 Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen? 14 Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin, der ich bin. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Ich-bin hat mich zu euch gesandt. [1] 15 Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich anrufen von Geschlecht zu Geschlecht. 16 Geh, versammle die Ältesten Israels und sag ihnen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist mir erschienen und hat mir gesagt: Ich habe sorgsam auf euch geachtet und habe gesehen, was man euch in Ägypten antut. 17 Da habe ich gesagt: Ich will euch aus dem Elend Ägyptens hinaufführen in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen. 18 Wenn sie auf dich hören, so geh mit den Ältesten Israels zum König von Ägypten; sagt ihm: Der HERR, der Gott der Hebräer, ist uns begegnet. Und jetzt wollen wir drei Tagesmärsche weit in die Wüste ziehen und dem HERRN, unserem Gott, Schlachtopfer darbringen. 19 Ich weiß, dass euch der König von Ägypten nicht ziehen lässt, es sei denn, er würde von starker Hand dazu gezwungen. 20 Erst wenn ich meine Hand ausstrecke und Ägypten niederschlage mit allen meinen Wundern, die ich in seiner Mitte vollbringe, wird er euch ziehen lassen. 21 Dann werde ich diesem Volk Gunst in den Augen der Ägypter verschaffen, und wenn ihr wegzieht, werdet ihr nicht mit leeren Händen gehen. 22 Jede Frau mag von ihrer Nachbarin oder Hausgenossin silberne und goldene Geräte und Kleider erbitten. Legt sie euren Söhnen und Töchtern an und plündert so die Ägypter aus! 4,1 Mose antwortete: Was aber, wenn sie mir nicht glauben und nicht auf mich hören, sondern sagen: Der HERR ist dir nicht erschienen? 2 Der HERR entgegnete ihm: Was hast du da in der Hand? Er antwortete: einen Stab. 3 Da sagte er: Wirf ihn auf die Erde! Er warf ihn auf die Erde. Da wurde er zu einer Schlange und Mose wich vor ihr zurück. 4 Der HERR aber sprach zu Mose: Streck deine Hand aus und fasse sie am Schwanz! Er streckte seine Hand aus und packte sie. Da wurde sie in seiner Hand wieder zu einem Stab. 5 So sollen sie glauben, dass dir der HERR erschienen ist, der Gott ihrer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. 6 Weiter sprach der HERR zu ihm: Leg deine Hand in deinen Gewandbausch! Er legte seine Hand hinein. Als er sie herauszog, war seine Hand von Aussatz weiß wie Schnee. 7 Darauf sagte er: Leg deine Hand noch einmal in deinen Gewandbausch! Er legte seine Hand noch einmal hinein. Als er sie wieder herauszog, siehe, da war sie wieder unversehrt. 8 Wenn sie dir nicht glauben und sich durch das erste Zeichen nicht überzeugen lassen, werden sie auf das zweite Zeichen hin glauben. 9 Glauben sie aber selbst nach diesen beiden Zeichen nicht und hören nicht auf dich, dann nimm etwas Nilwasser und schütt es auf trockenen Boden! Das Wasser, das du aus dem Nil geholt hast, wird auf dem Boden zu Blut werden. 10 Doch Mose sagte zum HERRN: Aber bitte, Herr, ich bin keiner, der gut reden kann, weder gestern noch vorgestern, noch seitdem du mit deinem Knecht sprichst. Mein Mund und meine Zunge sind nämlich schwerfällig. 11 Der HERR entgegnete ihm: Wer hat dem Menschen den Mund gegeben und wer macht taub oder stumm, sehend oder blind? Doch wohl ich, der HERR! 12 Geh also! Ich bin mit deinem Mund und weise dich an, was du reden sollst. 13 Doch Mose antwortete: Aber bitte, Herr, sende doch, wen du senden willst! 14 Da entbrannte der Zorn des HERRN über Mose und er sprach: Hast du nicht noch einen Bruder, den Leviten Aaron? Ich weiß, er kann reden; außerdem bricht er gerade auf und wird dir begegnen. Wenn er dich sieht, wird er sich von Herzen freuen. 15 Sprich mit ihm und leg ihm die Worte in den Mund! Ich aber werde mit deinem und seinem Mund sein, ich werde euch anweisen, was ihr tun sollt, 16 und er wird für dich zum Volk reden. Er wird für dich der Mund sein und du wirst für ihn Gott sein. 17 Diesen Stab nimm in deine Hand! Mit ihm wirst du die Zeichen vollbringen. |
In der Geschichte des Elija zeigt Gott durch herabfallendes Feuer, welches das Holz beim Altar entzündet, seine Überlegenheit über den Gott Baal, den Elijas Gegner anbeten (1 Kön 18). Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) hat diesen Gottesbeweis in seinem Oratorium „Elias“ in einem gewaltigen Chorsatz vertont. Während der Chor der Baalspriester zuvor sehr plakativ und einfach komponiert ist, ist der Chor über das herabfallende Feuer lautmalerisch und als fein auskomponierte Fuge dargestellt. Die Flammen fallen musikalisch übereinander und erst, wenn es um die Bestätigung des Namen Gottes geht, finden wieder alle Stimmen zueinander und lobpreisen die Allmacht und die großen Taten des Gottes Israels.
Elias, Op. 70: Teil I: Der Du deine Diener machst zu Geistern
Dirigent: Thomas Hengelbrock
Balthasar-Neumann-Ensemble
Balthasar-Neumann-Chor
Elias: Michael Nagy
Text im Oratorium |
Text in der Einheitsübersetzung 2017 |
Elias Der du deine Diener machst zu Geistern, und deine Engel zu Feuerflammen, sende sie herab! Das Volk Das Feuer fiel herab! Das Feuer fiel herab! Die Flamme frass das Brandopfer! Fallt nieder auf euer Angesicht! Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott! Der Herr, unser Gott ist ein einziger Herr, und es sind keine andern Götter neben ihm. Elias Greift die Propheten Baals, dass ihrer keiner entrinne, führt sie hinab an den Bach, und schlachtet sie daselbst! Das Volk Greift die Propheten Baals, dass ihrer keiner entrinne! |
1 Kön 18,37-40 37 Erhöre mich, HERR, erhöre mich! Dieses Volk soll erkennen, dass du, HERR, der wahre Gott bist und dass du sein Herz zur Umkehr wendest. 38 Da kam das Feuer des HERRN herab und verzehrte das Brandopfer, das Holz, die Steine und die Erde. Auch das Wasser im Graben leckte es auf. 39 Das ganze Volk sah es, warf sich auf das Angesicht nieder und rief: Der HERR ist Gott, der HERR ist Gott! 40 Elija aber befahl ihnen: Ergreift die Propheten des Baal! Keiner von ihnen soll entkommen. Man ergriff sie und Elija ließ sie zum Bach Kischon hinabführen und dort töten. |
Eva Puschautz